Ritter und Räuber
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Ritter und Räuber

Robin of Sherwood Rollenspielforum
 
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 Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023

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Ralph de Warenne
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BeitragThema: Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023   Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023 EmptyFr Dez 01, 2023 8:25 am

Vorsicht - Wildschwein - Outlaw - und als Charakter war Farni gefordert

Farnsworth streifte durch den Wald. Allein. Links hinter ihm lag Farnsfield. Sein Ziel war ein kleiner Fischweiher mitten im Wald. Ein fast tonloses , ein wenig hilfloses Lachen kam über seine Lippen. Der Sheriff hatte Humor und einen Sinn für Geschäftstüchtigkeit, der weit über ein normales Maß hinausging. Selbst bei einer Belobigung gab er nur, was er selbst nicht gebrauchen konnte. An Schäbigkeit kaum zu überbieten. Wer sollte schon etwas mit einem Weiher mitten im Sherwood anfangen können? Das war Hoods Revier. Farnsworth dachte es und sah sich suchend um. Er musste aufpassen, hier war es nie geheuer.

Er hatte den Weiher fast erreicht, als ein Ruf durch den Wald hallte:

"Vorsicht - Wildschwein!"

Farni fuhr herum und starrte den Keiler an, der auf ihn zuraste, ein Mordsbrocken, riesige Hauer. Wie angewurzelt stand er, unfähig sich zu rühren. Gleich würde er aufgespießt.

Doch dann hörte er ein vertrautes Sirren in der Luft. Der Keiler stoppte abrupt, als wäre er vor eine unsichtbare Wand gelaufen, ein schreckliches Quietschen und Röcheln entfuhr dem Tier und es wurde zur Seite geschleudert, wo es liegenblieb. Ein mit Habichtfedern bestückter Pfeil ragte aus seiner Seite. Farnsworth kannte diese Pfeile nur zu gut, sie gehörten Robin Hood.

Und da trat dieser schon aus seinem Gebüsch, seitlich von ihm. "Das war knapp, Sergeant!" Der Outlaw grinste ihn unverschämt an.

Farnsworth atmete tief durch und nickte. Um ein Haar würde nun er statt des Keilers am Boden liegen. "Danke", brachte er mühsam hervor

Robin dagegen trat lachend näher, klopfte ihm auf die Schulter und antwortete: "Es wird sich schon eine Gelegenheit finden, wo ihr euch revangieren könnt, Farnsworth!"

"Das fürchte ich auch!"

"Aber bis dahin, seid erst einmal unser Gast!" Robin machte eine einladende Geste.

Farnsworth wollte schon dankend ablehnen, als Scarlett aus einem Gebüsch auftauchte, während von der anderen Seite John und Nasir herantraten.

"Nehmt das Wildschwein mit, das haben wir uns verdient!", rief Robin ihnen zu und fuhr an den Sergeant gewandt fort: "Ihr müsst nämlich wissen, wir waren auf der Suche nach dem Kerl, der hat uns ein Lager verwüstet und nun werden wir seinen Schinken genießen!"

Farnsworth blieb ihm eine Antwort schuldig, beobachtete mit zwiespältigen Gefühlen, wie John und Will das Tier fachmännisch an Johns Quarterstaff befestigten und dann durch den Wald trugen.

Robin legte ihm erneut die Hand auf die Schulter und hinter ihm stand, wachsam wie immer, Nasir. Ihm blieb nichts anderes als zu folgen. Hoffentlich kam er aus dieser Sache wieder heil heraus. Bei Robin wusste man nie, was er plante.


Zuletzt von Ralph de Warenne am Sa Dez 02, 2023 8:07 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023   Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023 EmptySa Dez 02, 2023 8:07 am

Apfel - Schwert - Schluckauf - Ralph berichtet

Ralph wartete ungeduldig bis Ulf endlich sein gesatteltes Pferd in den winterlich weiß bestäubten Hof brachte. »Wo bleibst du denn?«, knurrte er, »Und hat der Hengst genug gefressen? Ich hab einen weiten Weg vor mir!«

»Ja, Herr, alles bestens, außerdem hab ich euch Äpfel eingepackt und einen kleinen Sack Heu«, antwortete der Stallknecht eilfertig und verneigte sich.

»Na immerhin scheinst du doch zu etwas nütze, Bursche! Ich dachte schon, ich müsse dich und deine ganze Familie in den gleichen Sack wie Edward und Hoods Bande stecken!«

»Nein, Herr, ganz sicher nicht! Und auch Edward hat nichts…!«

»Gib dir keine Mühe, Ulf, ich weiß, woran ich mit deinem Onkel und der ganzen verfluchten Bande bin. Zum Narren halten kannst du also jemand anderen!«, fauchte der Hauptmann ätzend wie eh und jeh und bestieg Ares.

Ulf reichte ihm hastig die Zügel, verneigte sich noch einmal tief und sprang aus dem Weg, als Ralph abrupt anritt.

Der Hauptmann preschte aus dem gerade geöffneten Tor, durch die Stadt und Richtung Sherwood. Zu gern hätte er eine Eskorte Soldaten mitgenommen, aber dies war eine geheime Mission und am besten wäre er zurück, ehe jemand sein Fehlen bemerkte. Er hatte sich nicht einmal Zeit genommen, für sich selbst Proviant einzupacken und um in einem Rasthaus zu halten, pressierte es ihn zu sehr. Außerdem lagen die Gasthäuser im Sherwood nicht gerade wie an einer Perlenkette aufgereiht. Ralph schnaubte, während er Ares weiter antrieb. Komm, vorwärts mein Braver. Ich will vor Einbruch der Nacht zurück sein. Ich habe weder Lust auf die eisige Kälte noch auf eine Begegnung mit Hood im Dunkeln.« Er wusste, dass sein Plan alles an einem Tag zu erledigen, eher auf Wunschdenken basierte, aber hoffen konnte man ja. Eher wurden es aber wohl zwei oder drei Tage, je nachdem, was ihn in Mansfield erwartete.

Sein Pferd wieherte, als habe es verstanden und legte sich tatsächlich noch mehr ins Zeug. Sie jagten dahin wie ein Sturmwind, nahmen die breite Straße Richtung Mansfield und kamen gut vorwärts. Ralph hoffte inständig, dass Robin sich anderswo herumtrieb und ihm nicht in die Quere kam.

Gegen Mittag ließ er Ares erst eine ganze Weile im Schritt gehen, hielt dann an und fütterte dem Tier einen Apfel und zwei Hände voll Heu. Er selber beschloss, sich auch an den Äpfeln zu bedienen. Sie waren zwar etwas schrumpelig, sahen aber sonst ganz gut aus. Herzhaft biss er hinein und kaute genüßlich.

Wenig später brach er wieder auf und ritt so zügig weiter, wie es möglich war. Allerdings verhinderte jetzt der immer dichter fallende Schnee und der doch sehr rutschige Untergrund, dass er wirklich schnell unterwegs war. Tatsächlich erreichte er Mansfield erst in der Mitte des Nachmittag, womit schon klar war, dass er den Heimweg wohl kaum noch heute schaffen würde. Vor Toresschluss in Nottingham zu sein, schien unmöglich. Er lenkte Ares etwas missmutig durch die engen Gassen des Ortes und suchte eifrig nach dem Laden des Trödlers. Schließlich fand er ihn in einer Nebengasse, stieg von seinem Pferd, band es an einen Pfosten neben dem Eingang. Er musste sich bücken, um nicht an den niedrigen Balken über der leicht schiefen Türe zu stoßen. Eine Glocke bimmelte und kündigte ihn an. Der Laden aber stand leer und Ralph sah sich schon suchend um, als endlich ein relativ kleiner Mann die Stube, die mit allerlei Krimskrams vollgestellt war, betrat.

»Guten Tag, was wünscht ihr Mylord?«

»Informationen!«

»Informationen? Von mir? Da müsst ihr euch täuschen, Hauptmann!«

»Ich täusche mich nicht, oder seid nicht ihr selbst es gewesen, der mir diesen Zettel hat zukommen lalssen?« Ralph reichte einen kleinen abgerissenen Wisch über den Tresen und nickte dem Mann zu.

Der sah hektisch vom Zettel zu Ralph und zurück. »Ach so. Jaja… natürlich, hatte ich ganz vergessen. Kommt und tretet ein. Lord de Warenne, Ihr seid in meinem bescheidenen Haus höchst willkommen. Natürlich richtet meine Frau ein Bett für die Nacht für euch, ihr könnt unmöglich zurückreiten bei dem Wetter. Ihr holt euch den Tod.« Er schwatzte und schwatzte. Deutlich hörte der Hauptmann die Nervosität und wunderte sich sehr. Immerhin hatte sein Gegenüber ihn höchstpersönlich und sehr geheimnisvoll herbestellt.

Die Kammer, die Ralph gezeigt wurde, war klein aber sauber und er nickte zufrieden. »Aber jetzt zum geschäftlichen, Ihr habt Informationen über Hood und über Löwenherz, habt ihr mir mitgeteilt. Also raus damit!«

»Nicht so eilig, lasst uns das in einer Stunde beim Abendessen besprechen. Ich gebe meinem Weib den Auftrag sich zu sputen. Ruht euch nur so lang aus.«

Ralph brummte ein wenig mürrisch Das gefiel ihm gar nicht, aber nun war er einmal hier und auch gehörig neugierig. Und da er ohnehin erst morgen nach Nottingham zurückkehren konnte, warum sollte er sich nicht noch ausruhen? Er ließ sich also beim Stiefel ausziehen helfen, streckte sich dann auf dem Bett aus und legte sein Schwert neben sich. Sicher war sicher.

Es geschah nichts, außer er eindöste und nach einer guten halben Stunde der Händler wieder erschien und zum Essen rief. Das Mahl war üppig und sehr schmackhaft, wenn auch ungewöhnlich gewürzt. »Ihr müsst unbedingt eine Ladung Gewürze an den Sheriff nach Nottingham liefern«, gab Ralph Anweisung und der Trödler nickte.
Dem Hauptmann fiel auf, dass er sich immer wieder unruhig umwandte und zu einer der hinteren Türen schielte. Ralph wollte schon eine Bemerkung machen, als er plötzlich und unerwartet einen Schluckauf bekam. Er hickste und hielt sich, peinlich berührt die Hand vor den Mund. Wenig später hickste es erneut. Und wieder und wieder. Ob dass das ungewohnte Essen war? Ralph runzelte die Stirn. Ihm war unwohl, sein Bauch blähte sich. Das Zwergfell begann zu schmerzen. Was war…? Selbst sein Denken schien sich zu verheddern. Er fuhr mit der Hand an den Gürtel, Dort hing sein Schwert… Nein verdammt, er hatte es in der Kammer liegen lassen. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können. Der Raum schien vor seinen Augen zu verschwimmen, Farben verliefen, Gesichter wurden zu Fratzen. Der Händler sagte etwas, aber der Hauptmann hörte nur ein Dröhnen, als spreche ein Riese durch einen Tunnel in einem Berg. Ralph wollte aufspringen, aber zu mehr als einer ungelenken Armbewegung reichte es nicht. Und immer noch quälte ihn dieser elende Schluckauf.

Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, was hier geschah, stülpte sich ein Sack über seine Augen. Er versank in Dunkelheit. Kräftige Arme rissen seine Hände nach hinten. Er wollte protestieren, doch es entwich ihm nur ein weiteres Hicksen. Ehe er sichs versah wurde er wie ein Sack Mehl über die Schulter geworfen. Es schwankte, während der Riese mit ihm durch die Nacht schritt. Dann versank endgültig alles in Vergessen.

Als er erwachte, sah er im Lichtschein eines Feuers den Sternenhimmel über sich. Er war gefesselt und geknebelt und lag auf dem Rücken. Aber er versuchte dennoch in den Banden zu rucken und sich bemerkbar zu machen.

»Gebt Euch keine Mühe, Hauptmann, wir haben Euch schön festgebunden. Und jetzt wollen wir ein paar Informationen von Euch!« Hoods lachendes Gesicht erschien über ihm. Und jemand trat ihn unsanft in die Seite. Scarlett knurrte: »Du glaubst doch nicht, dass der Hundsfott reden wird.«

»Und ob ich das glaube!« Robin grinste immer noch, »Denn sonst geht es ihm diesmal wirklich an den Kragen. Macht die Messer heiß und hängt schon mal einen hübschen Strick über den dicken Ast der Eiche.«

Ralph brach der Schweiß aus. »Was wollt ihr Hood«, brachte er mühsam und lallend über die Lippen.

»Was habt ihr wegen Löwenherz geplant?« kam Robins Frage, als habe er einen Pfeil abgeschossen.

Der Hauptmann zuckte zusammen. »Warum… wollt ihr das… wissen?«

»Die Fragen stell ich jetzt! Also spart euren Atem für die richtigen Antworten. Ihr habt nämlich nicht genug für unnütze Ausreden.«

In diesem Moment trat Nasir näher, ein glühendes Messer in der Hand.

Ralph schluckte. »Ich weiß nicht, was ihr wollt.«

»Falsche Antwort!« Ein Wink. Nasir trat näher.

Ralph schrie. Es dauerte nicht lang und er plauderte das bestgehütetste Geheimnis des Sheriffs aus. Warum sollte er sich für seinen Dienstherrn derart quälen lassen? Der dankte ihm das ohnehin nicht. Er hatte kaum ausgeredet, da trat jemand in eine weite Kapuze gehüllt heran. Ein kräftiger Mann, der ihm bekannt vorkam. Als der schließlich den Stoff über seiner Stirn zurückschob und so kenntlich wurde, fuhr es wie ein Blitzschlag durch Ralph. »Mein König!« Wenn er gekonnt hätte, wäre er auf ein Knie gesunken, doch er lag immer noch gefesselt und hilflos am Boden.

»Man sollte Euch tatsächlich gleich hier und jetzt an die Eiche knüpfen, de Warenne! Wie könnt ihr mit dieser Kröte de Rainault nur derart unter einer Decke stecken?«, donnerte Löwenherz.

»Mein König, das ist… ganz anders als…!«

»Schweigt, ich hab genug gehört und den Rest kann ich mir zusammenreimen. Bindet ihn dort an den Baum«, kommandierte der König nun die Outlaws als sei es das Selbstverständlichste der Welt. »Und zwar so, dass er ein bisschen Atemnot und Todesahnung bekommt, uns aber nicht gleich ganz erstickt.«

»Wird gemacht!«, man hörte Scarlett das Grinsen und die diebische Freude an.

»Ich habe alles gesagt, was ich weiß, Mein König, ich bitte euch, das könnt ihr nicht zulassen.«

»Und wie ich das kann«, über Richards Gesicht huschte ein bitteres Lächeln, »Ich sollte euch Natternbrut endgültig ausrotten. Den Sheriff von Nottingham, Euch und Eure Sippschaft und meinen intriganten Bruder gleich mit!«

Wenig später hing Ralph in der denkbar ungemütlichsten Lage am Baum. Einen Strick um den Hals, der nach oben über den Ast lief und ihn so würgte, dass er kaum noch Luft bekam, die Hände hinten zusammengebunden und so weit wie möglich aufgezogen. Das würde eine verdammt ungemütliche Nacht und er konnte nur hoffen, dass er aus der ganzen Sache überhaupt lebend herauskam. Er fluchte innerlich auf seine Dummheit, nach außen bemühte er sich, Fassung zu wahren, soweit das in dieser Situation überhaupt möglich war.

Die Outlaws und der König schienen sich jedoch längst nicht mehr für ihn zu interessieren. Und so wurde es eine der längsten Nächte, die der Hauptmann je erlebt hatte.
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Alan a Dale
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BeitragThema: Re: Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023   Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023 EmptyMi Dez 06, 2023 12:07 pm

Lynn – Schürze, Pferd, Freude
 
In der Küche war es laut und heiß. Über dem Töpfeklappern und Zischen von Bratenfett war das Zetern des Koches zu vernehmen, der hier und da Ohrfeigen an zu langsames Küchenvolk verteilte oder den Löffel prüfend in dampfende Kessel steckte. Er war launischer als sonst. Und das nicht ohne Grund. Nicht nur in der Küche herrschte hektisches Treiben, die ganze Burg war seit Tagen ein Bienenschwarm, es wurde gelüftet, neue Binsen gestreut, poliert, gewischt und frisch gezogene Kerzen gesteckt, die große Halle hatte neue Wandbehänge erhalten, prachtvolle Banner hingen von der Balustrade, Spielleute probten im Hof und überall wo man hin sah wirbelten fleißige Hände in Erwartung des großen Ereignisses.
 
 Lynns Hände kneteten unablässig den Teig, der vor ihr auf dem bemehlten Brett lag, weich und elastisch musste er werden, auf dass er sich sanft  und knuspernd um die köstliche Füllung schmiegte, die  bereits vorbereitet in einer Schüssel auf ihre Bestimmung wartete. Die aromatischen Düfte, die durch die Küche zogen, ließen ihren Magen knurren, doch die Speisen waren nicht für sie gedacht und es würde noch sehr lange dauern, bis sie eventuell ein paar Reste davon bekommen würde.  Endlich war sie mit dem Teig zufrieden und legte die Kugel zur Seite.  Mit dem Ärmel wischte sie sich das erhitzte Gesicht und griff dann nach dem Wellholz. In diesem Augenblick schlug die Küchentüre auf.
 
„Sie kommen! Sie sind da!“
 
Lynns Herz tat einen Satz. Das Teigholz fiel klappernd auf den Tisch. Zwei Mägde kreischten. „Oh mein Gott!  Das muss ich sehen!“
 
Noch ehe der Koch seinen Einspruch gebrüllt hatte, waren sie zur Türe hinaus, gefolgt von zwei stolpernden Küchenburschen, deren halb geschälte Äpfel noch auf dem Tisch rollten. Lynn zögerte nur einen winzigen Augenblick, dann huschte sie hinterher. Ihr Herz schlug aufgeregt. Durch die Gänge eilend wischte sie ihre mehligen Hände an ihrer Schürze, nahm die Treppe der Dienstleute, auf der sich bereits anderes neugieriges Gesinde drängte.
 
Im Hof wirbelten Schneeflocken aus grauem Himmel, bezuckerten die Dächer, bedeckten den Hof. Die Kälte umfasste Lynn in ihrem dünnen Kleid beinahe wie ein Schock, doch sie hatte wie die anderen nur Augen für den Zug aus bunt behangenen Pferden und Rittern, die unter Hufklappern und Trompetentönen durch das Tor hinein strömten. Banner wehten zwischen den Schneeflocken über den Köpfen der Edelleute. Laute Jubelrufe begleiteten sie. Kappen und Tücher wurden geschwenkt, und als der erste Reiter absaß, sank das versammelte gaffende Burgvolk auf die Knie.
 
Der König. Löwenherz.
 
Auch Lynns Knie berührten den schlammigen Boden, sie senkte den Kopf. Sie hörte den Sheriff eine kurze Ansprache halten, von der sie nur die Hälfte verstand, dann erhoben sich die um sie herum Knienden wieder und auch Lynn stand auf. Der König schritt bereits durch das große, mit Stechpalmenzweigen geschmückte Tor zum Haupthaus und alle Augen folgten seinem gemäßigten, erhabenen Gang.
 
Lynn jedoch reckte den Hals und ihr Blick glitt über den Trubel vor den Ställen. Die absitzenden Ritter in  den Farben des Königs, oder seiner Peers, füllten den Hof. Stiefel und Hufe zertraten den frisch gefallenen Schnee, ein jeder schrie nach einem Burschen, scheuchte seinen Knappen oder überwachte das Abladen von Habseligkeiten.  Endlich fiel Lynns Blick auf einen dunklen, schneebestäubten Lockenkopf, der einen schwarzen Hengst am Zaumzeug hielt und gerade dabei war, ihn zum Stall zu führen. Der junge Knappe trug einen blauen Mantel, unter dem ein allzu bekannter Wappenrock hervorblitzte. Wie gut er darin aussah! Wärme füllte Lynns Herz und Stolz und Freude ließen den Drang, ihm zuzuwinken, auf ihn zuzulaufen und ihn in die Arme zu ziehen übermächtig werden.
 
Doch das ging nicht. Die Regeln und der Anstand sahen anderes vor und so jubelte Lynn im Stillen über die Ankunft ihres Sohnes im Gefolge dieses großen Königs. Der gekommen war, das Weihnachtsfest und die Ankunft eines anderen Sohnes und Königs auf Erden mit ihnen allen zu feiern.
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BeitragThema: Re: Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023   Drei Worte und ein Charakter im Advent 2023 EmptySa Dez 16, 2023 7:35 pm

Scarlett - Gift - Pferd - Heilung

Das Pferd trabte den Weg entlang. Seine Last lag quer über dem Sattel und wurde mit jedem Schritt durchgerüttelt. Der Schatten der Bäume legte sich über das Tier und den, den es trug. Alle Geräusche des Waldes verstummten und selbst der Wind hielt die Luft an.

Scarlet trat aus dem Gebüsch und sah dem Pferd entgegen. Sein Mund war fest zusammengekniffen, um seine Augen zuckte es unruhig. Er kannte das Tier und den, den es trug.
Mit wenigen Schritten war er neben dem Pferd und ließ seine kostbare Fracht herunterrutschen und fing sie auf, um sie behutsam zu Boden zu legen. Vor ihm lag der Behütete, blasser, als er ihn je gesehen hatte. Er atmete noch, aber seine Wangen waren eingefallen, der Bartschatten viel zu dunkel und das Haar strähnig. Seine Hände und Füße waren gefesselt. Scarlet zückte sein Messer und bückte sich. Er zertrennte die Stricke und schlug Robin sacht ins Gesicht. „Hey, wach auf, du bist in Sicherheit.“ Es erfolgte keine Reaktion. Nicht einmal ein tiefer Atemzug. Kein Zucken der Augenlider, nichts. Will wurde unruhig. Was war los? Hatte der Hauptmann Robin derart verletzt, dass er jetzt und hier sterben würde? Will schluckte schwer. Niemand wusste, was mit Robin geschehen war und auch nicht, warum die Normannen ihn einfach ohne Weiteres wieder hatten gehen lassen.
Eine kryptische Nachricht hatte die Geächteten erreicht. Edward hatte ihnen mitgeteilt, dass man Robin freilassen würde auf einer der Ausfallstraßen von Nottingham. Deshalb hatten sie sich aufgeteilt und an jede der Straßen ein oder zwei Männer geschickt. Nur Marion war mit Tuck im Lager geblieben für den Fall, dass das hier eine Falle war. War es eine? Will starrte Robin ins Gesicht. Vielleicht war dies nur ein hundsgemeiner Schachzug. Verdammt. Scarlet, denk nach. Du musst ihn zu Marion und Tuck bringen.
Will hob Robin mit aller Kraft vom Boden auf und setzte ihn aufs Pferd, dann nahm er das Tier am Zügel und leitete es behutsam durch den Wald, achtete dabei sorgsam darauf, dass der Behütete nicht abstürzte. Als er nach einem Marsch von mehr als einer Stunde endlich das Lager erreichte, fürchtete er schon, nur noch eine Leiche zu transportieren, denn von Robin war in der ganzen Zeit nicht ein Seufzer an sein Ohr gedrungen.

Marion und Tuck kamen ihm entgegen. „Was ist mit ihm?“

„Ich weiß nicht, aber es sieht nicht gut aus. Ich bring diese falsche Schlange von Hauptmann um!“, knurrte Scarlet und hob Robin aus dem Sattel. Inzwischen schienen seine Glieder steifer als noch auf dem Weg. Verdammt, was geschah hier?

Marion und Tuck sahen Robin an, dann Scarlet. Der zuckte mit den Schultern. „Er war schon nicht ansprechbar als ich ihn am Weg gefunden hab. Ich weiß nicht was mit ihm ist.“

Tuck sprach aus, was sie alle dachten: „Gift. Seht nur die bläulichen Lippen und die geweiteten Augen.“

„Aber welches? Gibt es ein Gegengift?“, Will hielt es nicht aus: „Marion, Tuck, ihr müsst doch irgendetwas tun können.“

„Dafür müssten wir wissen, welches Gift man ihm eingeflößt hat“, flüsterte Marion und strich Robin behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. Tränen standen in ihren Augen und Will hätte am liebsten den zu Hackfleisch verarbeitet, der ihr das antat. „Ich bring euch den Hauptmann und dann prügeln wir es aus ihm heraus“, schrie er und trat gegen einen der Baumstämme, die ihnen als Sitzgelegenheit dienten.

„Will, das wäre viel zu spät. Wir haben vielleicht noch eine Stunde, höchstens zwei, dann ist es vorbei“, mischte sich Tuck erklärend ein.

„Wir können doch nicht einfach zusehen, wie er stirbt“, es machte Will wahnsinnig, so hilflos zu sein.

Tuck fasste sich an den Kopf. „Ich kenne da jemanden, der uns helfen könnte. Anselm of Brixhall, er ist Mönch in St. Maries. Wenn du ihn herholen könntest, er kennt jedes Gift. Und bis St. Maries kannst du es in weniger als einer halben Stunde schaffen. Hol ihn her.“

„Nein, wir müssen Robin zu ihm bringen! Sonst reicht es nicht!“, in Marions Gesicht leuchtete zum ersten Mal ein leiser Hoffnungsschimmer auf.

„Aber das ist zu gefährlich, der Abt würde sich freuen, ihm den Garaus zu machen!“, gab Will zu bedenken.

„Wenn wir es nicht tun, ist ohnehin alles verloren“, setzte Tuck dagegen. Diese Worte entschieden alles. Sie zauderten nicht länger, Will hievte Robin mit Tuck zusammen auf das Pferd und schwang sich hinter ihm auf, in Windeseile ritt er den Weg zurück, den er gekommen war. Tuck und Marion würden etwas langsamer folgen.

In der Nähe der Abtei hielt er inne und lud Robin ab. Dann wagte er es, sich dem Gebäude zu nähern. Das Tor stand offen und gerade kehrte eine Schar Laienbrüder zurück und betrat die Abtei. Er mischte sich unter sie, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Als sie zu den Wirtschaftsgebäuden abbogen, machte Will sich auf die Suche nach der Heilerstube. Einer der Männer wies ihm den Weg. Er hatte sie fast erreicht, als Walerice de Luberon aus einer der Türen in den Hof trat. Will warf sich ins nächste Gebüsch. Hoffentlich hatte der Abt ihn nicht gesehen. Der steuerte jedoch schnurstracks auf ihn zu und Will hielt die Luft an. Direkt neben dem Busch blieb der Abt stehen. „Ich will, dass ihr beim Sheriff interveniert, de Mowbray, er muss dieser Bande endlich den Garaus machen. Hood hat letzten Monat wieder zwei Lieferungen an die Abtei abgefangen. Das geht so nicht weiter!“

„Ja, Mylord Abbot!“, antwortete der Kirchenritter. Dann schritten die beiden weiter und Will wagte es auszuatmen. Nichts wie zu diesem Anselm. Will zückte schon einmal vorsichtshalber sein Messer, falls der Mönch ihm nicht folgen wollte.

Als er die Heilerstube ohne anzuklopfen betrat, fand er einen erstaunlich jungen Mann im Habit der Mönche, der gerade über ein Buch gebeugt war und irgendetwas eifrig studierte. Will trat von hinten an ihn heran. „Grüße von Bruder Tuck soll ich bestellen, wir brauchen eure Hilfe.“

Der Mann fuhr herum und sprang auf, dabei polterte der Stuhl zu Boden. „Tuck? Wie geht es ihm?“ Blitzende Augen musterten Will ganz genau: „Du musst Scarlet sein. Ich wollte dich schon immer mal kennen lernen. Ich bin Bruder Anselm.“

„Der bin ich und ich habe keine Zeit zu verlieren, schnappt eure Apotheke, werter Bruder, alle Gegenmittel gegen Gifte die ihr kennt und folgt mir, oder ich bin gezwungen euch zu töten.“ Will hob das Messer und stellte sich in Angriffsposition.

Anselm lächelte: „Du musst dich nicht anstrengen, Will Scarlett. Wenn Tuck mich ruft, dann komme ich. Warte kurz.“ Der Mönch packte zügig und doch mit Bedacht, was er wohl brauchen mochte und fragte dabei: „Erzähl mir, worum es geht!“

Will erstattete Bericht und Anselm nickte. „Ich bin so weit, Lass uns gehen!“

Wenig später hielten sie in dem Gebüsch neben Robin, Marion und Tuck waren inzwischen auch eingetroffen. Anselm nickte Tuck kurz zu und beugte sich dann über den Behüteten. Betrachtete ihn, befühlte seine Haut, roch an seinen Lippen und sah ihm tief in die Augen. Dann mischte er Tropfen aus drei Phiolen und ließ sie Robin auf die leicht geöffneten Lippen träufeln. „Das bringt ihn jetzt entweder ganz um, oder es erweckt ihn zu neuem Leben.“

„Ich warne euch, Anselm“, polterte Tuck. „Das erste würde Scarett dir nie verzeihen.“

„Das ist mir sehr bewusst“, antwortete Anselm lächelnd mit einem Seitenblick auf Will. Im nächsten Augenblick ging ein Zittern durch Robins Körper und ein tiefes Stöhnen entrang sich seiner Brust. Dann schlug er die Augen auf. Marion warf sich über ihn. „Du lebst. Robin du lebst. Dem Himmel sei Dank für deine Heilung! Und natürlich Euch, Bruder Anselm! Wie können wir euch nur danken?“

Indem ihr möglichst oft dem Sheriff und meinem Abt die Stirn bietet!“, er nickte ihnen knapp zu, verstaute seine kleinen Fläschchen wieder und machte sich auf den Rückweg zur Abtei.

Scarlett schüttelte den Kopf: „Komischer Kauz. Was hält ihn im Kloster, wenn das seine Überzeugung ist?“

„Es gibt mehr, Scarlet, als Furcht vor Obrigkeit, dass einen bewegen kann, einen Platz in diesem Gefüge nicht zu verlassen. Aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck und er ist ein Segen, dort und hier!“


Geschichte 2: gleiche Worte

Der Hauptmann stand vor ihm, ein breites Grinsen auf der verhassten Visage, blitzende Augen und in der Hand einen Dolch. Scarlet wechselte seine Waffe in die andere Hand und griff an. Doch de Warenne wich geschickt zur Seite aus. De Warenne schnellte vor und der Dolch fuhr Will über den rechten Unterarm. Es brannte gehörig und Will konnte ein Zischen nicht unterdrücken. „Wenn ihr glaubt, mich mit solchen Nadelstichen zu besiegen, habt ihr euch geschnitten!“

De Warenne lachte: „Du bist ein toter Mann, Scarlett!“

„Das hättet Ihr gern, de Warenne, aber das ist nur Euer Hirngespinst.“ Will fuhr sich mit der Hand an den Kopf. Seine eigenen Worte klangen ihm merkwürdig dumpf in den Ohren. Er machte zwei Schritte vorwärts und holte aus, der eigene Schwung trieb ihn voran und er stolperte ungelenk und brach in die Knie. Der Stoß ging ins Leere. Er fuhr wieder auf. Ralph lachte und Schwindel fegte durch Wills Verstand. Das Lachen hallte teuflisch in seinen Ohren. Will machte drei Schritte, die Sicht verwischte, ihm wurde schwarz und übel, er hieb um sich. Doch er sah nichts mehr, seine Beine wurden weich und er sackte erneut in die Knie. Was hatte de Warenne mit ihm gemacht? Der Bastard… spielte… nicht… fair… Er wollte diesen verfluchten Kerl wenigstens noch um die Ohren hauen, was er von ihm hielt, doch mehr als ein Lallen kam nicht mehr über Wills Lippen. Er fiel, seine Wange berührte feuchtes Laub, er wollte sich aufraffen, er musste kämpfen, doch alles versank in Erstarren und Dunkelheit. Er spürte, wie jemand ihm ins Gesicht spuckte, ihn hochhob und auf ein Pferd legte. Jemand zurrte ihn fest, dann gab man dem Tier wohl einen Klapps auf die Kruppe, denn das Pferd juckelte vorwärts. Das Schaukeln ließ Übelkeit wachsen, ging über in Gefühllosigkeit und schließlich in Nichts. Dunkelheit. Erstarren. Er starb.

„Will, Will!“ Jemand schüttelte ihn.

Er wollte antworten, die Augen aufschlagen. Aber es war unmöglich. So sehr er sich mühte, er konnte sich nicht aus dem Dämmern, der Erstarrung befreien. Er hörte Stimmen um sich, Sorge darin, Menschen, denen er sich verbunden fühlte und er wollte schreien, doch kein Ton verließ seinen Mund.

„Gift. Schau dir den Schnitt an!“

„Verdammt, wir müssen doch irgendetwas tun?“

Was sie sonst noch verhandelten, hörte er nicht mehr. Wieder versank alles in dumpfer Stille. Lebte er überhaupt noch? Atmen schien kaum noch möglich, er spürte die Bedrängnis, hustete, würgte, keuchte.

Dann sah er das Licht. Hell und warm und tröstlich. Er wollte darauf zu gehen, wusste, dass es gut war, richtig.

Etwas zog an ihm, das Licht verblasste, dafür wurde die Atemnot schmerzhaft. Er hörte ein ziehendes Geräusch, verzweifelte daran, wollte sehen, was geschah. Ein Flackern, dann hoben sich seine Augenlider und er starrte in Robin und Marions Gesichter.

„Du lebst“, John tiefer Bass dröhnte von hinten und eine Pranke hieb ihm auf die Schulter.

Ein Stöhnen kam über Wills Lippen. Marion strahlte ihn an. „Dem Himmel sei Dank. Ich war mir nicht sicher, ob eine Heilung noch möglich sein würde. Dieses Gift ist heimtückisch! Aber de Warenne hat nicht gesiegt!“

Robin mischte sich ein: „Übrigens Will, wir haben ihn erwischt. Vielleicht freut dich das ja!“

Will schloss die Augen, aber er spürte, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte und das Atmen leichter wurde. Wer ist hier jetzt der tote Mann, de Warenne?
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